Mein Vater, jetzt im hohen Alter, nimmt Züge eines Kleinkinds an. Jede dritte Tasse Kaffee, die er sich eingießt, läuft über. Oder er geht mit dem Löffel wahlweise in den eigenen Suppenteller oder den Topf am Tisch.
Die Verwandlung des Menschen. Ich kannte meinen Vater als den immer gleichen Menschen, bis er etwa das 80. Lebensjahr erreichte, wo eine Schwerhörigkeit einsetzte, die graduell stärker wurde. Gespräche wurden schwieriger, und mein Vater, der zwar Hörgeräte probierte aber sich nie für eines entscheiden konnte, zog sich mehr und mehr von Tischgesprächen zurück. Mittlerweile nimmt er nur noch ganz vereinzelt an ihnen teil, indem er punktuell fragt, worüber geredet wird.
Als vor etwa vier Jahren die Vergesslichkeit einsetzte, hat sich eine zweite Schicht von Rückzug etabliert, der Rückzug der Persönlichkeit. Ein Abdriften, ein Ausklinken. Die Verwandlung des Menschen im hohen Alter.
Als die Vergesslichkeit einsetzte war es sehr traurig dies zu beobachten, schlimm, den Verlust der Persönlichkeit dieses nahen Menschen graduell erleben zu müssen. Eine Weile habe ich daran sehr gelitten. Mittlerweile ist dieser Schmerz weniger spürbar, vielleicht kommt er wieder stärker.