Durch wen hat die Ukraine in den letzten hundert Jahren am meisten Gewalt erfahren: Stalin, Hitler, Putin. Man will es immer noch nicht glauben. Das Denken und Handeln von Putin jedoch zeigt nun auf neue Weise abermals, dass die Sowjetunion weniger ein ideologisches Staatsmodell war, sondern vielmehr ein imperialistisches Unternehmen. Sicher gab es immer einen gewissen Anteil echter sozialistischer Ideen und realer Umsetzung dieser Ideen (Wohnbau, Garantie eines Arbeitsplatzes), aber man muss den Prozentsatz des sozialistischen Anteils am Gesamtprojekt Sowjetunion seit gestern abermals verringern. Wenn Putin jetzt wieder eine Sowjetunion will, sieht sie leider wie das Zarenreich aus, und zwar eines, in dem einige superreiche, "hochadelige" Oligarchen gar nicht wissen, wohin sie all ihr Geld stopfen sollen, das ihnen aus den Ohren quillt, während die einkommensschwachen Leute Kleinigkeiten am Straßenrand verkaufen müssen. Würde nur noch fehlen, dass Putin für die "Kolonie" Ukraine wieder die Leibeigenschaft einführt. An einen zweiten Holodomor will man noch nicht einmal denken, so grausam ist allein schon eine kurze Vorstellung daran. Gut, derlei wird nicht passieren, aber dass man überhaupt wieder an diese Furchtbarkeiten aus der Vergangenheit erinnert ist, zeigt eindringlich, wie sehr sich die Lücke (die noch immer besteht) zwischen Stalin und Putin um ein weiteres Stück geschlossen hat.