Sebastian Kurz gestern Abend live bei Armin Wolf im ORF. Ich erschrecke, als ich den jungen Mann plötzlich im Bild sehe, sein Blick kalt in die Ferne gerichtet, und er verbreitet die Aura eines Geheimdienstoffiziers, der eine lästige Presseangelegenheiten abschmettern muss. Tatsächlich meint man eine Art jungen Putin vor sich zu haben, der in adretter Uniform mit Krawatte vor einem abstrakten Hintergrundbild sogleich die geschmeidigsten Nichtantworten geben wird. Und so kommt es auch.
Dass die konservative Partei die Wahrheitspflicht in Untersuchungsausschüssen abschaffen will, spricht im Zusammenhang mit den türkisen Rede- und Handlungsweisen ("Kriegst eh alles", "Vollgas"...) ohnehin für sich. Es mussten vom Bundespräsidenten erst die "Panzer" geschickt werden, dass Kanzleramt und Finanzminister die angeforderte Einsicht in die Kommunikation gewähren. Und dann (nach ewig langer Zeit) E-Mails in Papierform (da fehlt sicher nichts, und man kann so praktisch ohne Suchfunktion lesen), ein kompletter Witz. Eine Verhöhnung und Aushöhlung des Rechtsstaats.
Jenes gewisse Charisma, das der (noch) jüngere Kurz einst für gewisse Wählerschichten zu bieten hatte, gefriert nun zusehends zu einer Eisschale.